Auch ein Serienkiller ist der Nachbar von jemandem

Schauen wir doch mal, ob das Kino eine weitere 80er-Nostalgie verträgt! Wie immer ist die Kritik zu „Summer of 84“ nicht ganz spoilerfrei!

Der Film beginnt ganz harmlos mit Davey und seiner Clique – wie wir sie eben schon aus anderen Filmen kennen: da ist der Hauptcharakter (Davey) – der durchschnittlichste aller durchschnittlichen Vorstandschüler. Der etwas dickere und ängstliche Typ (Dale „Woody“), der extrem Schlaue (Curtis) und natürlich der obligatorische Obercoole mit den Familienproblemen (Tommy „Eats“). Und dann braucht es natürlich noch eine kleine Liebesgeschichte mit dem Nachbarsmädchen. Irgendwie haben wir diese Konstellation schon mehrfach gesehen – beginnend mit „Stand by me“ und endend bei „Stranger Things“ und dieses Haus-an-Haus mit der Nachbarin ruft verdächtig nach „Riverdale“.

Trotzdem kann man mit diesem Ensemble nicht viel falsch machen und genau das tut „Summer of 84“ auch nicht. Davey vermutet, dass sein Nachbar ein Serienkiller ist und setzt alles daran, das herauszufinden. Sicherlich hat der Film einige Längen an der ein oder anderen Stelle, ist aber dennoch durchgehend spannend in Szene gesetzt. Beim erneuten Schauen bleibt die Spannung erhalten, auch wenn die Handlung schon bekannt ist.

Auffallend ist die fast durchgängige Musik im Synthesizer-Sound. Warum der seit einiger Zeit wieder hochmodern scheint, ist mir jedoch ein Rätsel. Begonnen hat dies sicherlich auch 2016 mit „Stranger Things“, aber eigentlich wird dieser Sound heutzutage eher für eine LGBTQ-Romanze á la „Love, Simon“ oder auch jüngst „Heartstopper“ genutzt. Trotzdem fügt sich der Soundtrack wunderbar in das Vorstadtsetting ein und begleitet unsere Heldenfiguren stets.

Dass der Film im Großen und Ganzen aus ausschließlich drei Sets besteht, tut der Handlung nicht weh. Im Gegenteil: Der Film wird dadurch nicht unnötig aufgebläht, sondern ganz klar auf das Viertel in der Vorstadt begrenzt. Interessant, dass ein meist obligatorischer Exkurs in eine Stadt auf der anderen Seite der Erde hier bewusst nicht erzwungen wurde. Da gibt es Autoren, die ihre Figuren für das persönliche, emotionale Wachstum einmal um die Welt schicken, um am Ende festzustellen, dass die Heimat doch da ist, wo die Figur herkommt. Brauchen wir hier nicht und zum Glück passiert das auch nicht.

Interessant ist die Auflösung am Ende, als die Kinder nach dem obligatorischen Tiefpunkt doch noch einen Hinweis im Keller des Nachbarn finden. Hier ist der Film tatsächlich auch sehr spannend inszeniert, wo vorher nur ein paar Jumpscare-Momente herhalten durften.

Das Finale auf der Insel hätte man vielleicht auch anders erzählen können, andererseits mutig, dass die Autoren einen der Hauptdarsteller sterben lassen – im Zeitalter der Sequels und Prequels und Spin-Offs doch sehr ungewöhnlich. Bleibt man bis zum Schluss dabei, fällt eins besonders ins Auge, oder Ohr: Der Text, den Davey zu Beginn des Films aus dem Off zuruft, wird am Ende gespiegelt. Dieser Rahmen führt dem Film gleich auf mehreren Ebenen mehr Bedeutung hinzu und bestärkt einmal mehr dieses großartige Drehbuch.


Summer of 84 (2018)

Regie: RKSS
Länge: 105 Minuten
Kinostart (D): 26.10.2018

Trailer

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