Literaturverfilmungen können gut sein. Sie können schlecht sein. Sie können aber auch ein „okayes“ Mittelmaß erreichen. Ob es „Tanz auf meinem Grab“ geschafft hat, mehr als nur „okay“ zu sein finden wir in dieser nicht spoiler-freien Kritik heraus.
Gleich zu Beginn treffen wir unsere Hauptdarsteller: Alexis und David. David, ein Freigeist, der seinen Spaß haben will, rettet Alexis, der bei einem nahenden Sturm mit einem fremden Boot gekentert ist. Kurzerhand kümmert sich David um ihn und eine lose Freundschaft beginnt – doch Alexis verliebt sich in David. Als die beiden miteinander schlafen, versprechen sie sich, beim jeweils anderen im Falle des Todes auf dem Grab zu tanzen.
Die Atmosphäre des Films ist durchaus schön. Ein kleiner Küstenort in der Normandie. Die Figuren passen auch wunderbar in dieses Setting, doch was uns der Autor vorsetzt, ist leider ziemlich unfertig: Die Figuren bleiben blass und schaffen es nicht, Identifikation herzustellen. Als David mit dem Motorrad verunglückt, weil er Alexis sucht, lässt uns das genauso kalt, wie der vorangegangene Streit zwischen den beiden jungen Männern.
Hinzukommt ein unfertiger Schnitt, der die Figuren durch die Orte und Häuser springen lässt, ohne eine sinnvolle optische Überleitung zu finden. Das stört den Gesamtfluss des Films ungemein.
Der Film wird in einer Rahmenhandlung erzählt, in der Alexis von der Polizei verhaftet wird, weil er auf dem jüdischen Friedhof ein Grab geschändet hat: Er hat dort getanzt. In der Rückblende erfahren wir nun, wie es dazu gekommen ist.
Die Idee ist durchaus charmant, aber leider wirkt die Umsetzung wie ein kleines Indiewerk eines Filmstudenten, der seinen ersten Langfilm veröffentlicht. Das ist insofern schade, als andere Literaturverfilmung im Bereich der homosexuellen Romanze durchaus wirkungsvoller in Szene gesetzt sind und auch die Darsteller ihre Arbeit ernster nehmen: an der Spitze ist hier wohl der Film „Call me by your name“ zu nennen, der sich zwar auch nicht ganz an die Romanvorlage hält, aber uns trotzdem einen sehr wunderbaren Einblick in die Welt von Elio und Oliver gibt.
Bleibt am Ende nur ein Wort übrig: Schade. Es hätte so viel mehr werden können.
Sommer 85 (2021)
Regie: François Ozon
Länge: 101 Minuten
Kinostart (D): 08.07.2021
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