Ein Zirkus zum Fürchten

Eine geniale Buchverfilmung oder doch nur ein haltloser Spuk auf dem Jahrmarkt? Schauen wir uns „Nightmare Alley“ einmal genauer an – wie immer nicht spoilerfrei.

Ich muss zugeben, ich war nach dem Trailer von „Nightmare Alley“ etwas gehypt. Das Setting – ein altertümlicher Jahrmarkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit kuriosen Charakteren und einer famosen Ausstattung – schien und scheint mir nach der Sichtung des Filmes immer noch sehr authentisch. Leider hapert es ein wenig an der Geschichte – an dieser Stelle gebe ich gern zu, dass ich die Buchvorlage nicht gelesen habe und meine Meinung nur auf den Film fokussieren kann.

Die Geschichte fängt ganz beiläufig an. Der Hauptcharakter spricht in den ersten 15 Minuten nicht einmal ein Wort. Dennoch schafft der Film es, Stanton Carlisle interessant zu gestalten. Er sieht nicht nur aus wie arbeitsloser und mittelloser Tagelöhner, sondern bedient dieses Klischee auch zu Beginn, indem er bei dem Jahrmarkt aushilft, in den er auf seiner Reise trifft. Zunächst soll er nur beim Abbau helfen, trifft aber dann ziemlich schnell auf den Inhaber des „Geek“ – ein merkwürdiges Wesen, das Hühnern das Blut aussaugt. Irgendwie absonderlich, aber auch faszinierend. Was für ein Wesen soll das sein?

Nun, dass der gesamte Zirkus fast nur aus Betrug besteht, ist nicht weiter verwunderlich. Zu viele Geschichten haben sich über solche Settings bereits gedreht und gewendet und irgendwie neu ist dies auch nicht. Zuletzt hatten wir eine gescheiterte Vampirverfilmung von „Der Mitternachtszirkus“ (zugegeben, die Bücher waren ganz in Ordnung).

Stanton lernt die Fähigkeiten eines Mentalisten und arbeitet später als solcher. Er arbeitet sich wie es für einen guten amerikanischen Traum gehört, von der Gosse bis zum Millionär – nun gut, hier eben bis zum erfolgreichen Mentalisten, der mithilfe eines Wort- und Buchstabensystems Gegenstände errät. Irgendwie haben wir auch das schonmal gehabt, zuletzt in dem Roman „Die Untersterblichen“ – aber gut, vielleicht hat die Autorin auch von der Buchvorlage des Films abgekupfert. Das ist ja erstmal nicht weiter tragisch.

Doch leider verläuft sich der langatmige Film sehr in seiner Geschichte, die auch deutlich kürzer hätte erzählt werden können. Dann hätten wir weniger vom fantastischen Szenenbild und den ebenso gelungenen Kostümen gesehen, aber das wäre es wert gewesen. Übrigens schließt sich der Kreis um den „Geek“ am Ende – aber das war leider so vorhersehbar, wie die Tatsache, dass Stantons Ehe am Ende scheitert; wie so oft bei abgehobenen und plötzlich erfolgreichen Entertainern.

Wer ein cooles Setting mit cooler Ausstattung sehen will, kommt bei Nightmare Alley sicherlich auf seinen Geschmack. Besonders „besonders“ ist der Film jedoch leider nicht. Sind wir gespannt, ob Guillermo del Toro seine Pläne zu „Berge des Wahnsinns“ noch in die Tat umsetzt – zumindest auf diesen Film wäre ich sehr gespannt!


Nightmare Alley (2021)

Regie: Guillermo del Toro
Länge: 151 Minuten
Kinostart (D): 20.01.2022

Trailer

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