Schon wieder eine Comicverfilmung, die noch gar nicht so alt ist. Mit „The Old Guard“ erscheint Mitte diesen Jahres eine Verfilmung der gleichnamigen Comicreihe. Werfen wir mal einen nicht ganz spoilerfreien Blick drauf.
Als ich „The Old Guard“ zum ersten Mal kurz nach Erscheinen gesehen habe, war ich an der Stelle gepackt, an der die erste Wiedergeburt geschah. Die private Armee um Andy erhob sich wieder zum Leben, nachdem alle von mehreren Kugeln durchlöchert wurden. Und das alles, um einen Videobeweis der Unsterblichkeit zu erlangen. Wie geschickt inszeniert.
Meinem persönlichen Empfinden nach, ist das Drehbuch von „The Old Guard“ im Gesamten sehr gut gelungen. Einige kleinere Twists sorgen ab spätestens Minute 15, dass der Film mehr als seichte Actionunterhaltung bietet.
Dennoch kann die Action nicht über einige kleinere Schwächen hinwegtäuschen, die die Handlung mit sich bringt. Der Antagonist bleibt leider ein bisschen blass, da ihm nur der Kommerz ins Gesicht geschrieben ist. Hier hätte man auf einer weiteren Ebene vielleicht etwas mehr Tiefgang erzeugen können.
Toll hingegen ist das Spiel der verschiedenen Charaktere gelungen, die sich um Andy versammeln. Obwohl sich die Charaktere wohl mehrere Jahrhunderte kennen, sind sie noch nicht zu einem Einheitsbrei verschmolzen; jeder hat eine gewisse Persönlichkeit. Gerade, wenn Booker von seinen Kindern erzählt, erfährt man doch sehr viel über seine innere Sicht zur Unsterblichkeit. Hier wäre vielleicht ein bisschen mehr ein bisschen besser gewesen.
Andy hingegen ist die toughe Frau, wie wir sie auch schon im Film „Salt“ gesehen haben: Weiß, was sie will, im Verprügeln von Polizisten ist sie 1A. Nur ist sie hier eben mehr als eine Agentin einer Behörde, sondern eine jahrtausendalte Frau, die in der Vergangenheit Spuren hinterlassen hat. In dem Moment, indem enthüllt wird, was Andy alles geleistet hat, wird dem Zuschauer doch für einen kurzen Moment warm um’s Herz.
Das Cast ist in jeder Hinsicht großartig besetzt und auch untereinander sehr stimmig. Oft passiert es, dass neue Zugestoßene einer Gruppe stören oder fehl am Platze wirken, aber als Nile Freeman zur kleinen Privatarmee hinzustößt, ist das mehr als nachvollziehbar inszeniert. Sie wehrt sich, stellt Fragen und sieht nicht einfach alles als gegeben und vorbestimmt, wie beispielsweise ein Percy Jackson in der gleichnamigen Verfilmung (die übrigens schlecht war). An Nile Freeman kann eine richtige Entwicklung gesehen werden: Von der Ausgestoßenen bei den Soldaten in Afghanistan bis hin zur todesmutigen Kriegerin, die ihre neu gewonnene Mentorin – nun ja – mit ihrem Leben schützt. Diese Bindung verspricht doch einiges: Wird Nile die neue Anführerin, wenn Andy irgendwann nicht mehr sein sollte?
Fragen über Fragen. Und wie sieht es eigentlich mit Quynh aus? Gründet sie mit Booker ihre eigene Privatarmee und zieht gehen Andy in den Krieg? Bleiben wir gespannt und hoffen auf einen mindestens genauso guten, wenn nicht sogar besseren, zweiten Teil.
The Old Guard (2020)
Regie: Gina Prince-Bythewood
Länge: 118 Minuten
Kinostart (D): 10.07.2020
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